Mehr Schiedsrichter braucht das Land, vorallem der Fußballkreis Moers

14.02.2019 - 22:18

Er ist eine Institution im Fußball-Kreis Moers. Kurt Hanz kennen sie alle auf den Plätzen der Region. Seit 1969 leitet er Spiele. Mit seinen 77 Jahren bringt Hanz immer noch viel Enthusiasmus mit, sobald er sein Schiri-Outfit an hat. Und der Rentner kümmert sich in seinem Heimatclub, dem GSV Moers, intensiv um die Akquise und Betreuung der Unparteiischen. Dort ist Hanz Schiedsrichter-Beauftragter. 16 Referees stellt der GSV in dieser Saison und damit weit mehr als nötig. Der Fußballverband Niederrhein (FVN) nennt das Über-Soll und wird den Club demnächst auszeichnen. Andere Vereine im Kreis Moers müssen teilweise happige Strafen zahlen, weil sie zu wenig Schiris haben. So wie der SV Budberg.

Der Club aus Rheinberg hat derzeit gar keinen Spielleiter und muss dementsprechend ein hohes Ordnungsgeld an den FVN überweisen. Insgesamt haben die Vereine im Fußball-Kreis Moers die Rekord-Summe von fast 13.000 Euro zu zahlen, weil sie das verlangte Soll nicht erreichen, wie Schiedsrichter-Obmann Jakob Klos sagt. Etwa 30 Unparteiische fehlen im Kreis. Die Höhe des Schiri-Solls eines jeden Vereins hängt mit der Anzahl der gemeldeten Mannschaften zusammen.

Der SV Budberg stellt 24 Teams. Obwohl die Verantwortlichen intern viel Werbung machen, muss der Club seit Jahren hohe Strafen zahlen, weil die Vorgaben nicht erfüllt werden. Auch diesmal ist der SVB wieder „negatives Schlusslicht“. Und jetzt wird’s richtig teuer, weil der FVN die Ordnungsgelder für die Vereine verdoppelt hat, die wiederholt den Soll nicht erfüllen.

Budbergs Obmann Michael Nagels: „Das ärgert uns natürlich maßlos. Wir machen schon viel. Aber man muss auch bedenken, dass wir circa 50 Betreuer für unsere 24 Mannschaften benötigen, die dann halt nicht als Schiedsrichter zur Verfügung stehen. Wir haben zudem in diesem Bereich keine gewachsenen Strukturen. Uns fehlt da ein Netzwerker.“

Ein solcher Netzwerker ist Kurt Hanz beim GSV. „Seit einigen Jahren gehe ich aktiv auf die Abteilungsleiter zu, damit sie für das Schiedsrichter-Wesen bei den Trainern und Spielern werben“, erläutert er. Fußballer, die auch mit der Pfeife auf dem Platz unterwegs sind, müssen keinen Mitgliedsbeitrag zahlen. Alle vier Jahre bezahlt der GSV ihnen eine neue Schiri-Kleidung (die kostete rund 150 Euro); Referees, die auch auf Verbandsebene Spiele leiten, bekommen sogar alle zwei Jahre die finanzielle Unterstützung.

In Budberg erhalten die Unparteiischen sogar jedes Jahr Geld, um sich neu einzukleiden, sagt Nagels. Doch auch das zieht nicht. Und aktiv Schiris bei anderen Vereinen abzuwerben, das komme für ihn nicht in Frage. „Das ist kein guter Stil. Und mit Geld wollen wir auch niemanden zu uns locken. Spieler bekommen in Budberg schließlich auch nichts.“

Eine Pauschale von 17 Euro erhält ein Referee im Fußball-Kreis Moers je Einsatz seit 2011 – plus Fahrgeld. Ginge es nach Klos, würden die Unparteiischen mehr bezahlt. Dafür hat er im Namen seiner Ausschusskollegen bereits beim Fußballverband geworben.

Mike Kartheuser (44) ist einer der 129 Schiris im Kreis. „Ich bin ein Spätstarter“, sagt der Sonsbecker. Vor drei Jahren hat er die Prüfung bestanden. Vier- bis fünfmal im Monat ist Kartheuser im Einsatz. „Ich bleibe so fit, habe mit Leuten zu tun, die ich oftmals schon lange kenne, es ist eine verantwortungsvolle Aufgabe und ich bekomme Taschengeld.“ Die Nachwuchsprobleme kommen für ihn nicht von ungefähr: „Entweder spielen die jungen Leute lieber selber Fußball und hängen an der Playstation ab.“ Der Sonsbecker ist gerne Schiri: „Klar benötigt man schon mal ein dickes Fell. Aber die schönen Momente überwiegen.“

Der SV Sonsbeck muss keine Strafe zahlen. Fünf Schiedsrichter wurden gemeldet. Für Walburga Giesen aus dem Abteilungsvorstand könnte der FVN mehr tun, damit sich die Vereine intensiver um Schiedsrichter bemühen: „Ein paar Fußbälle und lobende Worte sind mir viel zu wenig für ein Über-Soll. Hier wäre eine deutliche proportionale finanzielle Belobigung für die Vereine, die sich im besonderen Maße für die Gewinnung und Erhaltung von Schiedsrichtern einsetzen, ein guter Anreiz.“

Referee werden:

Zwölf Stunden bis zur Prüfung

Lehrgang Im Fußball-Kreis Moers wird der nächste Anwärter-Lehrgang im Herbst angeboten. Nach einem Wochenende mit zwölf Stunden – drei freitags, sechs samstags und drei sonntags – ist man fit für die Prüfung, die direkt im Anschluss stattfindet. Der zentrale Verbandslehrgang findet vom 16. bis 18. April statt.

Quelle: RP vom 14.02.2019

Diese Website verwendet Cookies. Cookies helfen uns bei der Bereitstellung unserer Dienste.
Durch die Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen.
Datenschutzerklärung